Retour im OP mit neuem Herz
Ordensklinikum Linz

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Seit 27 Jahren als OP-Assistent verlässliche Größe bei tausenden Eingriffen erwachte Christian Hofinger plötzlich dem Tode nahe auf der Intensivstation und lernte die andere Seite des Lebens im Spital kennen.

„Irgendwie bizarr, kurz bevor es mich erwischt hat, habe ich das allererste Mal daran gedacht, wie es wäre, selbst als Patient im OP zu liegen. Ich war ja voll trainiert und vorher nie ernsthaft krank. Im Jänner lag ich dann als Wrack mit nur mehr 50 Kilo, angehängt an Maschinen, auf der Intensivstation“, erzählt der bullige 47-Jährige. Als sein Herz im Sommer 2018 erste Symptome zeigte, deutete sie der Leistungssportler – u.a. Kraft- und Ausdauertraining, Laufen, Radfahren, Fußball, Eishockey und Aikido -, der dafür täglich 4.000 bis 5.000 Kalorien zu sich nahm, als Verspannungen im Rücken. Im Dezember gesellten sich dann plötzlich Schwindel, Druckgefühl und Atemnot dazu, wodurch Christian nach zwei Tagen  -„ich hab tatsächlich so lange einen Hinterwandinfarkt ignoriert und erst als ich Panik bekam das Rote Kreuz gerufen“-, in der Kardiologie der Elisabethinen landete. Dort nahm drei Tage später das Drama seinen Lauf. Kreislaufstillstand, rund 45 Minuten Reanimation, das Herz irreparabel geschädigt. Verlegung ins KUK mit der Perspektive Herztransplantation im AKH Wien.

„Von Weihnachten und Neujahr habe ich einige wenige Erinnerungsschnipsel an jemanden vom Personal mit roter Mütze. Anfang des Jahres waren dann Spezialisten aus Wien da. Ich hab im Dämmerzustand mitgekriegt, dass ich ein neues Organ brauche, aber ein „Sportlerherz“. Ein normales hätte mich nicht versorgen können, auch wenn meine 25 Kilo Muskelmasse komplett weggeschmolzen sind“, erzählt Christian und zeigt ein Foto am Handy: Ein Skelett mit Haut darüber – mehr blieb nicht vom Athleten Hofinger, dem das Schicksal in der Folge aber gnädig war.  Am 11. Jänner verunglückte ein trainierter Schisportler in den 30ern tödlich, sein Herz passte perfekt. Sofortige nächtliche Intensivüberstellung nach Wien direkt auf den OP-Tisch, zehn Stunden dauerte die Transplantation. Die noch intakten Klappen seines eigenen Herzens retteten in der Folge zwei Babys das Leben. „Ans Aufwachen und Extubieren erinnere ich mich. Und dass ich unendlichen Durst hatte. Vier Tage später fühlte ich mich erstmals wieder als handlungsfähiger Mensch – was für ein Tag!“

Ernüchtert merkte Christian allerdings bald, dass er mangels Muskelmasse weder stehen noch gehen konnte. Drei Wochen AKH, acht Wochen Reha in Groß Gmain sollten ihn langsam wieder fit fürs Alltagsleben machen. Mediziner und Therapeuten hatten allerdings nicht mit dem Dickschädel des Urfahraners gerechnet, der möglichst schnell seine Kondition und Muskeln zurückhaben wollte. „Dafür braucht man Gewicht. Mit den Miniportionen meiner Diät hätte das ewig gedauert. Also hab ich zum Entsetzen der Diätologin mein Frühstück auf drei Semmeln, 10 Tomaten, Müsli, Schinken, Käse und zwei Eier aufgerüstet und täglich eine 300 Gramm Schokotafel gefuttert. Wie dann Masse da war, hab ich so viel wie ärztlich vertretbar trainiert.“ Ende März war er schon mit dem Rollator unterwegs, ab Juni folgte, medizinisch begleitetes Fitnesstraining und Radfahren dreimal wöchentlich. Und natürlich nun wieder bewusst gesunde Ernährung. Von 23 täglichen Tabletten sind aktuell nur mehr 9 übrig geblieben. Auf sein nun sensibles Immunsystem muss er natürlich lebenslang aufpassen. Optisch ist er schon wieder der Alte.

Frühpension war für Christian Hofinger nie ein Thema : „Ich will wieder arbeiten gehen, der OP und meine Kollegen dort sind mein Leben!“