Junge Wissenschaft im Ordensklinikum Linz
Ordensklinikum Linz

In der Abteilung Interne 1 – Hämatologie mit Stammzelltransplantation, Hämostaseologie und medizinische Onkologie am Ordensklinikum Linz Elisabethinen gehen Klinik und Wissenschaft Hand in Hand. OA Priv.-Doz. Dr. Johannes Clausen und Ass. Dr. Alexander Nikoloudis im Gespräch über Nachwuchsförderung und wissenschaftliches Arbeiten. 

AM PULS:  Wie haben Sie einander kennengelernt? 

Ass. Dr. Alexander Nikoloudis: Ich bin während meines Studiums über den „Journal Club“ des Ordensklinikum Linz mit dem Fach Hämato-Onkologie in Kontakt gekommen. Im Club werden wissenschaftliche Arbeiten gelesen und interpretiert. OA Clausen hat meine Masterarbeit betreut und jetzt schreibe ich meine Dissertation bei ihm. 

OA Univ.-Doz. Dr. Johannes Clausen: Um den Nachwuchs besteht ein Wettbewerb zwischen den Fachrichtungen und auch den Häusern. Es ist daher wichtig, Studierende früh für das Fach und die Wissenschaft zu begeistern. Wir sind ein Lehrkrankenhaus und viele Kolleg*innen lehren an der Johannes Kepler Universität Linz. Über das Wissenschaftsangebot kommen viele Studierende zu uns.

Das Ordensklinikum Linz ist keine Universitätsklinik. Warum hat Forschung trotzdem einen hohen Stellenwert? 

OA Clausen: Stammzelltransplantationen werden in Österreich nur an Universitätskliniken angeboten – mit einer Ausnahme: dem Ordensklinikum Linz. Es ist wichtig, dass wir uns positionieren und damit auch einen Beitrag für den Standort Linz leisten. Wir haben in Linz die größte Abteilung für Hämato-Onkologie, was klinische Forschung möglich macht. Zudem profitieren wir davon, dass am Ordensklinikum Linz seit Jahrzehnten Datenbanken geführt werden. An unserer Abteilung gehen klinisches und wissenschaftliches Arbeiten stark Hand in Hand. Wir lassen unsere Erkenntnisse in die Klinik einfließen. Außerdem stellt wissenschaftliche Arbeit eine Qualitätskontrolle für Therapien dar und kann dazu führen, Methoden weiter zu verbessern, wie bei der Prophylaxe der Spender-gegen-Wirt(GvH)-Reaktion. Wir führen auch multizentrische Projekte durch und werten über eine Arbeitsgruppe, in der sich die vier großen Zentren für allogene Transplantationen in Österreich zusammenschließen, gemeinsam Daten aus. 

Worum geht es in Ihrer Forschung?

 OA Clausen: Die Stammzelltransplantation ist das übergeordnete Thema aller von mir betreuten wissenschaftlichen Arbeiten. Sie ist eine der komplexesten Therapien in der Medizin, mit den meisten beeinflussbaren Variablen. Transplanteur*innen stoßen immer wieder auf Bereiche, in denen etwas verbessert werden muss und kann. Wir erfassen diese Stellschrauben in riesigen Tabellen mit Variablen und Parametern, denn deren Einfluss auf die Transplantation kann man nur messen, wenn statistisch sauber gearbeitet wird und im Idealfall mehrere hundert Patient*innen inkludiert werden.

  

 OA Priv.-Doz. Dr. Johannes Clausen (li.) und Ass. Dr. Alexander Nikoloudis.

 

 Können Sie ein Beispiel für ein wichtiges Forschungsergebnis geben?

Dr. Nikoloudis: Wertvolle Erkenntnisse zu Impfempfehlungen haben wir in unserer Arbeit „Einflussfaktoren für die Antikörperbildung auf die Corona-Impfung bei Patient* innen nach Stammzelltransplantation“ gewonnen, welche in der renommierten Zeitschrift „Vaccines“ publiziert wurde.1

OA Clausen: Ein rascher Schutz vor Corona hatte für Menschen mit Knochenmark- oder Stammzellentransplantationen zu Beginn der Pandemie höchste Priorität. Wir hatten das Glück, dass unsere Patient*innen als erste in Österreich geimpft werden konnten. 93 Prozent haben nach der vierten Impfung einen Impfschutz entwickelt. Für uns wichtig: Bereits drei Monate nach der Transplantation kann ein Impfprogramm begonnen werden. Wir konnten einzelne Immunsuppressiva identifizieren, die für die Impfung eher hinderlich sind, und wir konnten zeigen, dass die Anzahl der B-Lymphozyten im Blut prädiktiv für eine positive Impfantwort war.

 Dr. Nikoloudis, an welchen Projekten haben Sie zuletzt gearbeitet??

Dr. Nikoloudis: Meine Diplomarbeit habe ich über das Zytomegalievirus (CMV) verfasst, es ging um das Thema Virusinfektion und Stammzelltransplantation. In meiner Doktorarbeit geht es um die CD4/CD8-Ratio, also um das Verhältnis zwischen T-Helferund T-Suppressorzellen. Wir haben uns das Zellverhältnis im Stammzelltransplantat angeschaut und dessen Einfluss auf verschiedene Ereignisse, sowie auf das Gesamtüberleben, untersucht. Dabei haben wir drei Gruppen von Patient*innen separat untersucht, die mit verschiedenen Immunsuppressiva behandelt wurden.

OA Clausen: Diese Studie läuft noch im prospektiven Setting. Jede wissenschaftliche Arbeit mit Patientendaten muss von der lokalen Ethikkommission abgesegnet werden. Die administrativen Anforderungen sind hoch, was von den Studierenden viel Engagement erfordert.

1) https://www.mdpi.com/journal/vaccines

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