Eine Niere als Geschenk
Ordensklinikum Linz
Mit zwei kaputten Nieren war Dr. Walter Loos auf eine Spenderniere angewiesen. Seine Schwägerin hatte zwar eine andere Blutgruppe, aber die Transplantation klappte.
Vom Arzt zum Patienten, damit hat Dr. Walter Loos Erfahrung. „Ich habe mittlerweile gelernt, ein guter Patient zu sein.“ Der 69-jährige Allgemeinmediziner war Kurarzt in Bad Hall, als er vor mehr als zehn Jahren mit der Diagnose „Leukämie" konfrontiert war. Während die Krebsbehandlung erfolgreich verlief, entdeckten seine Berufskollegen ein weiteres Problem. Beide Nieren zerfielen nach und nach. „Diese Zystenniere habe ich von meiner Mutter geerbt. Das kann man nicht heilen, nur die Symptome bekämpfen.“
Vier Jahre lang kam er regelmäßig zu Kontrollen in die Nephrologische Ambulanz des Ordensklinikums Linz Elisabethinen. Als die Verschlechterung immer dramatischer wurde, war dem bestens informierten Mediziner klar: „Erste Wahl ist nicht die Dialyse, sondern eine Lebendspende.“ Derzeit warten in Österreich 530 Personen auf eine Niere, im Durchschnitt dauert es rund drei Jahre und drei Monate bis zur OP.
1954 wurde weltweit die erste Niere transplantiert, mittlerweile ist das an Spezialkliniken eine Routineoperation. Das Ordensklinikum ist nach dem Wiener AKH und der Innsbrucker Uniklinik das drittgrößte Zentrum Österreichs. Voriges Jahr führte das spezialisierte Team 68 Nierentransplantationen durch, davon 15 Lebendspenden; eine überdurchschnittlich hohe Rate.
Oberarzt Dr. Christoph Übleis erklärt die Vorteile der Lebendspende. „Die Operation ist viel besser planbar und das Organ nur ganz kurze Zeit nicht durchblutet. Die Niere beginnt sofort nach der OP wieder zu arbeiten und hält viel länger.“ Walter Loos scheint ein sympathischer Mann zu sein, denn gleich fünf Personen waren zu einer Spende für ihren Verwandten bereit. Die Wahl fiel schließlich aus medizinischen Gründen auf seine Schwägerin, obwohl sie eine andere Blutgruppe hat.
Was früher als vollkommen undenkbar gegolten habe, sei in Spezialkliniken möglich geworden, wie Nephrologe Christoph Übleis erklärt. Die medikamentöse Behandlung inklusive einer speziellen Antikörpertherapie begann zwei Wochen vor der Transplantation, um die Neubildung der Blutgruppenantikörper zu verhindern. Mehrere Tage lang lief ein Blutreinigungsverfahren. „Aber die weitere Behandlung unterscheidet sich nur unwesentlich von der Lebendspende mit derselben Blutgruppe.“
Die Niere wechselt den Körper
Mitte Juli war es dann so weit. Die Schwägerin und Walter Loos wurden in zwei OP-Säle gebracht, die direkt nebeneinanderlagen. Über eine winzige laparoskopische Öffnung wurde der Verwandten die Niere entnommen und in einer zweistündigen Operation dem Empfänger eingepflanzt. Der ehemalige Kurarzt schwärmt von der Expertise seiner hoch spezialisierten Kollegen. „Da sind mit Professor Dr. Robert Langer ja echte Künstler am Werk!“ Die beiden kranken Nieren blieben im Körper, die neue liegt im rechten Unterbauch, ungefähr da, wo der Blinddarm ist.
Sofort nachdem die Blutgefäße an die neue Niere angeschlossen worden waren, begann die Harnproduktion. Und als der Harnleiter mit der Blase verbunden wurde, kam bereits Harn. Walter Loos kann sich an die ersten Tage danach gut erinnern. „Es ist eine schwere Operation, keine Frage. Anfangs war ich in der Mobilität behindert und sehr wacklig auf den Beinen. Aber die Schmerzen und der Aufwand zahlen sich auf jeden Fall aus!“
Nach vier Tagen verließ die großzügige Schwägerin das Krankenhaus, sie führt ihr Leben weiter wie bisher. Walter Loos packte seine Tasche im Ordensklinikum Linz Elisabethinen nach drei Wochen.
Täglich waren seine Blutwerte und die Nierenfunktion kontrolliert worden, damit die Medikamente perfekt auf ihn eingestellt werden konnten. Um Abstoßungsreaktionen zu vermeiden, werden ihn künftig Tabletten begleiten. Während der Grippesaison sollte er große Menschenansammlungen meiden, weil seine Immunabwehr reduziert bleiben wird.
Walter Loos möchte am Ende des Gesprächs unbedingt Werbung machen. „Dieses Haus hat österreichweit wirklich eine ganz besonders hohe Expertise bei Lebendspenden. Das muss einfach gesagt werden.“ | Text: Claudia Schanza
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