Die Digitalisierung in der Orthopädie schreitet zügig voran
Ordensklinikum Linz

Prim. Prof. DDr. Reinhold Ortmaier leitet seit Juni 2023 die Abteilung für Orthopädie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern. Unter dem Motto „Stärken stärken“ will er die Schwerpunkte der Abteilung ausbauen. Er setzt auf Digitalisierung, mehr Effizienz und Spezialisierung. Die Zusammenarbeit mit den Zuweiser*innen ist ihm ein großes Anliegen.
 

AM PULS:  Was hat Sie an der Aufgabe des Abteilungsleiters gereizt?

Prim. Prof. DDr. Reinhold Ortmaier: Als stellvertretender Leiter war die Bewerbung für das Primariat für mich der nächste logische Karriereschritt. Ich bin sehr glücklich über meine Bestellung, weil ich am Ordensklinikum Linz die Managementtätigkeit und Führungsverantwortung mit den ärztlichen Aufgaben kombinieren kann. Das Ordensklinikum Linz spielt in der Gesundheitsversorgung Oberösterreichs eine wesentliche Rolle und die Orthopädie als „Leuchtturmabteilung“ ist perspektivisch gesehen eine sehr interessante Abteilung. Wir sind interdisziplinär exzellent angebunden, die Abteilung bietet fachliche Möglichkeiten in alle Richtungen und mit der Vinzenz Gruppe gibt es einen starken Partner für Kooperationen von Ried bis Wien. 
 

Sie sind seit 2016 am Ordensklinikum Linz tätig. Was schätzen Sie am Haus? 

Ortmaier: Durch den Zusammenschluss von zwei Häusern ist hier eine Interdisziplinarität gegeben wie sonst nahezu nirgendwo. Wir bieten bis auf Neuro- und Kinderchirurgie alle Fächer an und haben eine wunderbare Kollegenschaft, um komplexe Eingriffe durchzuführen. Das Ordensklinikum Linz ist nicht nur groß und fachlich sehr gut aufgestellt, sondern der Spirit im Haus ist sehr patientenorientiert – die Menschlichkeit steht im Vordergrund. Die fachliche Komponente, die kurzen Wege und die flachen Hierarchien – jede*r kann mit jeder*m reden – machen das Arbeiten sehr einfach.
 

 Welche Ziele haben Sie für die Orthopädie? 

Ortmaier: Die Abteilung wird den erfolgreichen Weg weitergehen. Wir sind in einer Pensionierungswelle – vorausschauend haben wir vor Jahren damit begonnen, Ärzt*innen auszubilden, denn Spezialist*innen sind rar. Ein Ziel ist es, den Ressourcenmangel abzufedern und die Quantität – damit verbunden ist auch die Qualität – hochzuhalten. An die Fallzahlen ist die Ausbildung der jungen Kolleg*innen sowie die hohe Expertise unserer Fachärzt*innen gekoppelt. Da die Medizin immer komplexer wird, möchte ich die Spezialisierung der Fachkolleg*innen weiter vorantreiben, um stets auf dem höchsten Wissensstand zu sein. Es besteht ein enormer Versorgungsdruck, der angesichts einer alternden Gesellschaft weiter steigen wird. Für mehr Effizienz werden wir z. B. die tagesklinische Versorgung weiter ausbauen, die Umlagerungszeiten verbessern und die Patient*innen schneller entlassen. Klar ist: Die bestmögliche Versorgung der Patient*innen muss gesichert sein. Weiters möchte ich die Digitalisierung vorantreiben, etwa in der Chirurgie mit digitalen Instrumentierungshilfen zur Implantatsetzung oder in der Ausbildung mit Trainings- und Operationssimulatoren. Ich lege auch Wert auf Wissenschaft. Nur wenn wir kritisch überprüfen, welche Ergebnisse wir produzieren, können wir wachsen und besser werden. Darüber hinaus stärkt Forschung die internationale Anbindung, es lassen sich Kooperationen knüpfen, die wiederum den Patient*innen zugutekommen.

  

 

Welche Neuerungen gibt es in der Orthopädie?

Ortmaier: Die Orthopädie wird individualisierter, die Behandlung wird auf die*den jeweilige*n Patient*in maßgeschneidert. Wir haben 2019 erstmals eine maßgeschneiderte 3D-Schulterprothese implantiert und sind zahlenmäßig einer der Hauptanwender dieser Prothese. Die Augmented Reality hat in die Endoprothetik Einzug gefunden, wir sind das einzige Ausbildungszentrum in Österreich und werden regelmäßig von Gastärzt*innen aus dem Ausland besucht. Die Implantate werden sich in naher Zukunft wohl nicht fundamental ändern, aber in der Implantationstechnik und in der digitalen Instrumentierung wird es einen Schub nach vorne geben. Auch bei den biologischen Behandlungsmöglichkeiten von Knorpelschäden und Sehnenrissen erwarte ich neue Entwicklungen wie eine bessere Heilung von Rotatorenmanschetten oder Nähten. Und es wird strukturelle Änderungen geben: In Oberösterreich haben wir uns etwa mit dem Kepler Universitätsklinikum und dem Klinikum Wels-Grieskirchen zusammengetan und ein kinderorthopädisches Zentrum gegründet.
 

 Haben Sie eine Botschaft für die Kolleg*innen im niedergelassenen Bereich?

Ortmaier: Mir ist eine gute Zusammenarbeit extrem wichtig, schließlich haben wir mit der guten Versorgung der Patient*innen ein gemeinsames Interesse. Ich würde mich freuen, Kolleg*innen etwa im Rahmen unserer Fortbildungen persönlich kennenzulernen und mich mit ihnen auszutauschen. Im April 2024 starten wir wieder mit der Orthopädie-Akademie für Allgemeinmediziner*innen. 

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